Historie
Kirchliche Geschichte Fockbeks
16. Jahrhundert | Zur Zeit der Reformation gehörte Fockbek zum Kirchspiel Campen mit der Kirche "unser lewen Fruwen buten Rendsborg", im Norden Rendsburgs bei der Vorstadt Vinzier gelegen. |
1700 | Die Gemeinde wurde gegen ihren Willen in die Christkirchengemeinde Rendsburg-Neuwerk eingepfarrt, nachdem die Campener Kirche der Rendsburger Festungserweiterung (Kronwerk) weichen musste. |
1701 | Mit dem Vorstoß, eine eigene Kirche für Fockbek, Nübbel und Büdelsdorf zu bauen, konnten sich die Fockbeker nicht durchsetzen. |
1712 | Im Zuge der Pest-Seuche wurde ein eigener Begräbnisplatz eingerichtet. |
1935 | Fockbek erhielt eine eigene Kapelle |
1957 | Bau der Petruskirche in Nübbel |
1960 | Eine Pfarrstelle für Fockbek wurde bei der Christkirchengemeinde eingerichtet. |
1963 | Bau der St. Matthäuskirche in Alt Duvenstedt |
1965 | Einweihung des Paulushauses |
1968 | Trennung von der Christkirche als eigenständige Gemeinde |
1982 | Bau der Pauluskirche |
2006 | Einweihung der neuen Woehl-Orgel |
Sagenhaftes vom Kamp
In einer Urkunde König Knuds VI von Dänemark vom 31. März 1196 wird Fockbek als Fokabikre erstmals erwähnt. Es geht in dieser Urkunde um die Verlegung des St. Michaelisklosters, das in Fockbek zu dieser Zeit Besitzungen gehabt haben muss.
Dafür sprechen auch überlieferte Flurbezeichnungen wie der Bischofshof (Hoov = Hufe oder Hafen) in der Nähe des Posthofs an der Eider und der Bischofskamp (heute nur noch: Kamp).
Am Kamp soll eine Kapelle gestanden haben, umgeben von einem großen Erdwall. Obwohl Reste von baulichen Anlagen bisher nicht gefunden worden sind, lässt sich ein Erdwall an dieser Stelle erahnen, wenn man auf der Straße Am Armensee zur Bundesstraße kommend zur linken Hand auf den ungewöhnlich hohen Knick beidseits der Dorbek schaut.
Der Sage nach soll die Kapelle am Kamp ein bekannter Wallfahrtsort gewesen sein, wohin man auch krankes Vieh zur Heilung trieb. Aus diesem Grund soll es auch den Plan gegeben haben, an dieser Stelle für die nördlich der Eider gelegenen Dörfer eine Kirche zu errichten. Tatsächlich kam dieses Vorhaben jedoch nicht zur Ausführung. Die Kirche - 1330 erstmals urkundlich erwähnt - wurde 3 km weiter östlich gebaut.
Quellen:
Hans Schlothfeldt, Die Chronik von Fockbek, 1962
Gespräch mit P. Pusch, Heimatverein Fockbek
Die Kampener Kirche
Die königlichen Dörfer Fockbek und Nübbel und das herzogliche Dorf Duvenstedt gehörten zur Zeit der Reformation zum Kirchspiel Kampen. Das Dorf Kampen lag auf dem Gebiet zwischen dem heutigen Grünen Kranz und der Lornsenstraße. Daran erinnert noch heute der Kampenweg in der Nähe des Altstädter Friedhofes. Kampen gehörte damals nicht zum Rendsburger Stadtgebiet, sondern war Nachbarort der Rendsburger Vorstadt Vinzier.
In Kampen stand seit dem 13. Jahrhundert eine Kirche, die etwa gleichzeitig mit der Rendsburger Marienkirche erbaut wurde und ebenfalls Marienkirche hieß. Auf alten Stadtansichten erkennt man eine Kirche mit rundem Steinturm und einem spitzen Turmdach. Man unterschied die beiden Marienkirchen durch den Zusatz "binnen Rendsborch" und "buten Rendsborch".
Die Kampener Kirche brannte 1593 ab und wurde an derselben Stelle neu errichtet. Ein hölzener Glockenturm kam erst 1667 dazu. Laut Kirchenrechnungsbuch von 1599 brachten die Einwohner Fockbeks neben Arbeitsleistungen 95 Taler für den Neubau auf. Die neue Kirche zeichnete sich vor allem durch die Arbeiten des Bildschnitzers Hans von Brunswik aus.
Nachdem die königliche Regierung später beschloss, die bereits ausgebaute Festung Rendsburg zu vergrößern, wurde der gesamte Ort Kampen abgebrochen, die Kirche im Jahre 1691. Der Standort der Kampener Kirche ist nicht sicher feststellbar. Überreste hat man bei Ausgrabungen am Schnittpunkt der Lornsen- und Adolfstraße gefunden. Möglicherweise handelt es sich aber auch um Grundmauern von Nebengebäuden, da die Kirche nach alten Stadtkarten dort lag, wo später auf der Nordseite der Lornsenstraße das Pastorat gebaut wurde (heute: Lornsenstraße Nr. 17).
Nach dem Abbruch der Kampener Kirche kamen König und Herzog überein, in Hohn eine neue Kirche zu errichten, und zwar für die dem Herzog unterstehenden Dörfer. Der hölzerne Kirchturm wurde niedergenommen und in Hohn wieder aufgebaut. Auch das Inventar der Kampener Marienkirche kam auf diesem Wege nach Hohn. Noch heute können z.B. das Triumph-Kreuz, die Altar-Leuchter und der Taufstein in der Hohner Kirche besichtigt werden, die auch heute noch den Namen Marienkirche trägt.
Für die Fockbeker stellte sich nach dem Abbruch der Kampener Kirche die Frage nach ihrer kirchlichen Zukunft.
Quellen:
Edward Hoop, Geschichte der Stadt Rendsburg, 1989
Hans Grützner, Chronik des Ev.-Luth. Kirchenkreises Rendsburg, 1994
Das Provisorium
Nach dem Abriss der Kampener Kirche (Teil 2) besannen sich die Fockbeker darauf, Gottesdienste im eigenen Ort abzuhalten. Dafür stellte der Kirchenälteste Peter Gosch sein Haus in der Großen Reihe 12, das weit von der Straße zurück lag, zur Verfügung. Wie das Haus um 1695 ausgesehen haben mag, verdeutlicht ein Blick auf Seite 29 des Buches Alt Fockbek von Erika Schwarzburg.
Die Einwohner Fockbeks wurden von Archidiakon Naaman Jessen von der Marienkirche in Rendsburg betreut, der später erster Pastor an der Christkirche werden sollte. Pastor Jessen führte die kirchlichen Handlungen auf der großen Diele im Hause vom Peter Gosch durch.
Die Fockbeker waren mit diesen Provisorium nicht zufrieden, wollten jedoch auch nicht Teil der neuen Christkirchengemeinde in Rendsburg werden. Sie hatten Planungen aufgenommen, eine eigene Kirche im Dorf zu bauen. Standort sollte - wie bei Kirchbauten üblich - der höchste Punkt des Dorfes werden, am Hohndoor auf dem Stakerberg. Die Bezeichnung Stakerberg lässt darauf schließen, dass am höchsten Punkt des Ortes vormals eine Befestigungsanlage vorhanden war, gesichert mit Palisaden (Staken = lange Stangen) oder/und Zäunen bzw. Hecken.
Man gewinnt heute einen Eindruck vom geplanten Standort, wenn man von der Uhr am Dorfplatz über die Bushaltestelle hinweg Richtung Schule blickt. Oberhalb der Häuser Rendsburger Straße 66 und 68 befindet sich dieses für den damaligen Kirchbau vorgesehene Grundstück.
Gut vorstellbar (allerdings ohne die jetzige Bebauung) ist dieser Kirchenstandort mit umliegendem terrassenförmig angelegtem Kirchhof, der sich wohl zu einem zentralen Punkt des Dorfes entwickelt hätte.
Die königliche Genehmigung aus Kopenhagen für die Errichtung der Kirche lag bereits vor; Baumaterialien waren herbeigeschafft worden.
In Teil 4 wird es um die Frage gehen, aus welchem Grunde diese Kirche nie gebaut wurde.
Quellen:
Edward Hoop, Geschichte der Stadt Rendsburg, 1989
Erika Schwarzburg, Alt Fockbek, 1981
Gespräch mit P. Pusch, Heimatverein Fockbek
Der gescheiterte Kirchbau
Um 1700 hatten die Fockbeker das Baumaterial für den Kirchneubau auf dem Stakerberg bereits besorgt; auch die Baugenehmigung lag bereits vor (Teil 3).
Da wandten sich die Einwohner Nübbels und Rendsburgs an die königliche Regierung in Kopenhagen.
Die Nübbler zogen die Einpfarrung in die neu zu errichtende Christkirche vor, da sie mit kostenlosen Kirchständen (reservierte Kirchenbänke) und Begräbnisplätzen rechneten. Sie befürworteten den Kirchneubau in Fockbek nicht.
Die Rendsburger fürchteten, dass eine Kirche in Fockbek Handwerker, Krämer und Brauer anziehen könnte und die mit großem (auch finanziellem) Aufwand gebaute Christkirche und der ganze neue Stadtteil Neuwerk nicht ausgelastet wäre. Auch wegen der geringen Entfernung bestünde überhaupt kein Anlass für einen Kirchbau in Fockbek. Bürgermeister und Rat der Stadt Rendsburg wiesen darauf hin, dass der Fockbeker Bauernvogt Jürgen Jürgens bei Beerdigungen in Fockbek schon das Brauwesen an sich gezogen habe. Auch die ehemalige Vorstadt Vinzier habe ständig an Bedeutung gewonnen, und zwar auf Kosten Rendsburgs. Dies könne sich in Fockbek wiederholen, weil "jeder lieber in einem freien Ort als in einer Festung eingeschlossen zu wohnen verlangt".
Die königliche Regierung ließ sich umstimmen; es kam zum Widerruf der bereits erteilten Genehmigung.
Die Fockbeker gehörten ab 1701 zur Neuwerker Landgemeinde der Christkirche; diese Kirche war in den Jahren 1695 bis 1700 errichtet worden.
Quellen:
Hans Schlothfeldt, Die Chronik von Fockbek, 1962
Edward Hoop, Geschichte der Stadt Rendsburg, 1989
Die Christkirche
In der Zeit von 1701 bis zur Eigenständigkeit Fockbeks als eigene Kirchengemeinde war die Christkirche Fockbeks Kirche.
Der kreuzförmige Bau ist mit Spitzbogenfenstern und einem vierkantigen Westturm mit Zeltdach und Laterne versehen. Dieser Turm durfte nicht über die Befestigungsanlagen hinausragen, um möglichen Belagerern keinen Zielpunkt zu geben. Die beiden gleich langen, kreuzförmig angeordneten Hallen mit ihrem hölzernen Tonnengewölbe sind im Inneren einfach gehalten. Mit den umlaufenden Emporen sollte die Kirche bis zu 2.000 Personen Platz bieten und war damit lange Zeit der größte Versammlungsraum Rendsburgs. Die Bauarbeiten gingen zunächst schleppend voran, bis die weitere Durchführung 1698 dem Baumeister Pelli übertragen wurde. Die Baumaterialien stammten zum Teil von dem 1691 abgebrochenen, dem König gehörenden Schloss in Haale und von der abgebrochenen Kampener Kirche (Teil 2).
Die Orgel stammt von dem bekannten Orgelbauer Arp Schnitger. Sie wurde nach mehreren Umbauten 1973 von dem Berliner Orgelbauer Schuke durch eine modernere und größere ersetzt, wobei das Äußere erhalten blieb.
Als ein charakteristischer Teil der Kirche ist der 1708 eingebaute Königsstuhl anzusehen, unter dem sich noch eine Loge für Generalsuperintendent (Propst), Amtmann und Kommandant befindet. Hier sind die Wappen Friedrichs des IV, seiner Frau - einer Prinzessin aus der Linie Mecklenburg-Güstrow - und die Wappen von Island, Gotland, Ösel und Grönland angebracht, die damals zum Königreich Dänemark gehörten.
Es sind keine Belege darüber vorhanden, in welchem Umfang die Fockbeker zum sonntäglichen Gottesdienst in der Christkirche erschienen sind. Wer es sich leisten konnte, fuhr mit Pferd und Wagen, die anderen mussten zu Fuß gehen. Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen fanden in der Regel zu Hause in Fockbek statt, die Konfirmationen in der Christkirche. Die Begräbnisplätze auf dem Kirchhof der Christkirche mussten bezahlt werden. Es war erforderlich, einen zusätzlichen Begräbnisplatz in Fockbek zu finden, um die Einwohner Fockbeks beerdigen zu können, die sich einen Begräbnisplatz an der Christkirche nicht leisten konnten.
Quellen:
Hans Grützner, Chronik des Ev.-Luth. Kirchenkreises Rendsburg, 1994
Edward Hoop, Geschichte der Stadt Rendsburg, 1989
Der Armenfriedhof
Für die Familien der Hufner (Landeigentümer) standen ab 1701 Erbbegräbnisse auf dem Kirchhof der Christkirche bereit.
Bis zum Abbruch der Kampener Kirche 1691 (Teil 2) werden die Fockbeker ihre Begräbnisplätze auf dem Kampener Kirchhof gehabt haben. Darüber gibt es jedoch keine schriftlichen Nachweise und auch keine sichtbaren Spuren. Als in Kampen die Kronwerker Festungswälle errichtet wurden, bedeckten diese auch den damals vorhandenen Kirchhof. Als die Wälle 160 Jahre später abgetragen wurden, änderte sich abermals die Flurhöhe in diesem Gebiet.
Da sich nicht jede Familie die Erbbegräbnisse auf dem Kirchhof der Christkirche leisten konnte, musste nach einem Platz gesucht werden, an dem auch die Dorfarmen bestattet werden konnten.
Nach dem gescheiterten Kirchenneubau (Teil 4) besann man sich auf den für diesen Zweck vorgesehenen Platz auf dem Stakerberg und nutzte diesen Platz als Dorfkirchhof vorwiegend für Armenbegräbnisse.
Schon 100 Jahre später reichte der Platz des verhältnismäßig kleinen Friedhofes (6 Ar) nicht mehr aus, da Fockbeks Einwohnerzahl rasch anstieg. Infolge der mittlerweile eingeengten Lage ließ sich der Friedhof auch nicht vergrößern. Auf der Suche nach einem neuen Standort wurde man schnell fündig.
Der Armenfriedhof wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts eingeebnet und diente als Turn- und Spielplatz für die Schule. Heute befindet sich auf diesem Gelände ein Privathaus.
Quellen:
Hans Schlothfeld, Die Chronik von Fockbek, 1962
Der Pestfriedhof / Das Ehrenmal
Schon in der Zeit des Nordischen Krieges (1700 bis 1721) gab es in Fockbek einen weiteren Friedhof, der sich an der Schulkate in der Gabelung der Elsdorfer und der Hohner Landstraße befand. Im Jahre 1712 starben allein in Rendsburg ca. 800 Personen an der Pest, die von schwedischen Soldaten ins Land gebracht worden war. Wie in vielen umliegenden Dörfern wurde auch in Fockbek ein eigener Pestfriedhof angelegt.
Dieser Pestfriedhof wurde am 9. August 1828 in Anwesenheit von Propst Callisen als allgemeiner Friedhof eingeweiht. Aus alten Kirchenbüchern geht hervor, dass auch schon vor der offiziellen Einweihung allgemeine Bestattungen auf diesem Friedhof stattfanden. Der Fockbeker Kirchhof wies jetzt jedoch auch Begräbnisplätze für die Einwohner von Büdelsdorf, Nübbel, Krummenort und Duvenstedt aus. Da ein Anstieg der Anzahl der Bestattungen zu erwarten war, musste eine Aufsicht bestellt und ein Regulativ (Friedhofssatzung) verabschiedet werden.
Die letzte Beisetzung auf diesem Friedhof fand 1923 statt. Die Gräber wurden im Jahre 1952 eingeebnet, um einen geeigneten Ehrenplatz für die Gefallenen beider Weltkriege zu schaffen. Im Mittelpunkt steht bis heute der große Gedenkstein mit den Namen der Gefallenen von 1914 bis 1918. In einem großen Kreis stehen Einzelsteine mit den Namen der Opfer des zweiten Weltkriegs. Die ganze Anlage mit ihrer grünen Umrahmung, mit einer Anzahl alter Gräber mit Grabsteinen im Hintergrund lässt noch den alten Friedhof erkennen, der mehrere Jahrhunderte hindurch ortsprägend war.
Quellen:
Hans Schlothfeld, Chronik von Fockbek, 1962 Hans Grützner, Chronik des Ev.-Luth. Kirchenkreises Rendsburg, 1994
Das Regulativ
Das Regulativ für den neuen Begräbnisplatz der Neuwerker Landgemeinde in Fockbek (Teil 7) lautet verkürzt wie folgt:
- Von den 4 Quartieren sind 2 für Erbbegräbnisse, das 3. für die Verwesung, wo der Reihe nach begraben wird und das 4. für die Armen bestimmt.
- Für ein Begräbnis bezahlen die bisherigen Besitzer eines solchen auf dem Rendsburger Kirchhof 4 Reichstaler, sonst 5 rtl.
- Der Aufsicht führt unter Oberaufsicht des Neuwerker Kirchenjuraten der jetzige Schullehrer, Peter Sievers. Er verwahrt den Schlüssel zur Pforte, die Totenbahre und das Leichentuch. Als Entgelt darf er das Gras auf dem Kirchhof abmähen und benutzen.
- Der Aufseher sorgt für den ordentlichen Zustand, insbesondere dafür, dass keine Steine, Knochen und Schutt herumliegen, das Tor verschlossen ist, die Gänge in Ordnung sind und keine Bäume oder Hecken beschädigt werden.
- Die Leichen werden nach altem christlichen Brauch mit den Häuptern nach Westen begraben. Ein Grab muss 7 Fuß lang, 3 Fuß breit und 7 bis 8 Fuß tief gegraben werden. Stößt man beim Graben auf Totengebeine, so werden diese unten im Grab verscharrt.
- Die Beerdigungen sind bei dem Küster der Christ- und Garnisonkirche anzumelden, der den Schein ausstellt und die Gebühr erhebt. Notorisch Arme erhalten ein freies Begräbnis.
- Es steht jedem frei, seinen Toten in der Stille zu begraben. Es ist jedoch angemessener, dass zum Trost der Hinterbliebenen eine religiöse Feierlichkeit vorgenommen wird. Hierzu versammelt sich das Leichengefolge im Sterbehaus. Der Schullehrer singt mit den erwachsenen Schülern ein Sterbelied, worauf die Leiche auf den Wagen gesetzt und unter Beteiligung des Trauergefolges nach dem Kirchhof gefahren wird. Vor der Kirchhofspforte wird der Sarg auf die Bahre gesetzt und mit dem Leichtuch zugedeckt. Darauf wird die Leiche unter Gesang der vorangegangenen Schüler mit ihrem Lehrer auf den Kirchhof gebracht und einmal um denselben herumgetragen bis zum Grabe, worin sie unter Absingen des Liedes "Begrabt den Leib in seine Gruft" hinabgesenkt wird. Auch kann im Hause oder am Grabe von dem zustehenden Prediger einen Leichenrede gehalten werden. Hierfür ist demselben ein Wagen zu senden.
- Auf den Erbbegräbnissen dürfen Denkmäler, die der Würde des Dorfes angemessen sind, errichtet werden, jedoch nur unter Zustimmung des Predigers.
- Der Aufseher hat nach Anweisung des Hauptpastors über die Begräbnisse ein Register zu führen. Er darf aber nicht den Totenschein ausstellen; dieses Geschäft kommt dem zustehenden Prediger zu.
Bei dem in Ziffer 3 beschriebenen Kirchenjuraten handelte es sich um einen Kirchgeschworenen bzw. Kirchenältesten, nach heutigen Maßstäben ein mit besonderen Befugnissen versehenes Mitglieds des Kirchenvorstands. Der Schullehrer hatte nicht nur die Aufsicht über den Kirchhof, sondern musste auch für die Aushebung der Gräber sorgen. Er sollte hierbei von Verwandten des Verstorbenen unterstützt werden. Da es hierbei oft zu Schwierigkeiten kam, bat der Schullehrer wiederholt um Abhilfe. Erst nach dem Tode des Lehrers Jürgen Sievers im Jahre 1866 - der wie sein Vater Peter Sievers dieses Amt geführt hatte - kam es zur Anstellung eines Kuhlengräbers. Da sich die Einwohnerzahl zwischen 1828 und 1875 nahezu verdoppelte, musste man sich wieder nach einem neuen Begräbnisplatz umsehen. Quellen: Hans Schlothfeld, Chronik von Fockbek, 1962